
Warum Fühlen Mut braucht. Mitgefühl als Stärke in herausfordernden Zeiten.
In vielen Institutionen, Einrichtungen und Lebensbereichen zeigt sich ein vertrauter Reflex: emotionaler Rückzug. „Schließen Sie doch einfach Ihre Türen“, heißt es dann – als Schutzmaßnahme.
Doch gemeint sind selten nur physische Schwellen. Gemeint sind oft die inneren Türen: zu Gefühlen, Verletzlichkeit, Wahrnehmung.
Diese Haltung entspringt dem Wunsch nach Kontrolle, nach Abstand – doch sie birgt eine stille Gefahr: Wird dieses Tor dauerhaft geschlossen, droht Abkapselung. Es entsteht innere Erstarrung – und der Verlust von Verbindung.
Lieber fühlen – statt sich zu verschließen
Radikal mitfühlend zu sein bedeutet, an die Wurzel zu gehen. Es heißt: sich berühren lassen, ohne sich zu verlieren. Es heißt nicht, alles auszuhalten, sondern präsent zu bleiben – auch, wenn Schmerz, Ohnmacht oder Widerspruch spürbar werden.
Ein radikal mitfühlender Umgang mit sich selbst und anderen hält emotionale Räume offen. Er ist Ausdruck von Klarheit, innerer Stärke – und von echtem Mut.
Fühlen ist kein Risiko. Nichtfühlen schon.
In einer Welt, die Effizienz und Rationalität oft über alles stellt, geraten feine Empfindungen schnell ins Abseits. Gerade sie machen Missklang hörbar – und Missbrauch sichtbar.
Fühlen heißt: zu spüren, was stimmt – und was nicht. Es ist innere Orientierung. Wer diese Fähigkeit verdrängt, verliert nicht nur sich selbst, sondern auch das Gespür für Grenzen, Nähe, Wahrheit.
Das Tor zum Herzen – und die Kraft innerer Räume
Wenn wir emotionale Räume bewusst offenhalten, entsteht Vertrauen. Dann kann Begegnung geschehen. Heilung. Veränderung.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut.“
– Antoine de Saint-Exupéry
Das Tor zum Herzen steht sinnbildlich für den Zugang zu unserem Innersten – zu Gefühlen, zu Mitgefühl, zu Kraft. Es erinnert uns daran, dass Offenheit kein Zeichen von Schwäche ist, sondern von Verantwortungsbewusstsein – nach innen und nach außen.
Achtsamkeitsübung: Das Tor zum Herzen öffnen
Diese kleine Achtsamkeitsübung unterstützt Sie dabei, die eigene innere Offenheit wieder zu spüren und zu stärken:
Nehmen Sie eine bequeme, aufrechte Haltung ein. Die Füße stehen fest auf dem Boden.
Schließen Sie die Augen. Atmen Sie einige Male tief ein und aus.
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Stellen Sie sich vor, in Ihrer Brust befindet sich ein Tor – ein Tor zum Herzen.
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Beobachten Sie, wie es gerade beschaffen ist: offen, verschlossen, halb geöffnet?
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Atmen Sie ruhig in diesen Bereich hinein. Spüren Sie, was sich zeigt – Wärme, Enge, vielleicht auch Widerstand.
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Wenn es sich stimmig anfühlt, stellen Sie sich vor, wie das Tor sich langsam öffnet. Ein Spalt genügt.
- Spüren Sie nach, ob sich das Tor nach außen oder innen öffnet.
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Lassen Sie Licht und Luft hindurchströmen. Spüren Sie, wie Offenheit sich ausbreitet.
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Sie können innerlich sagen: „Ich erlaube mir zu fühlen. Ich bleibe offen und achtsam.“
Bleiben Sie für einige Atemzüge bei diesem Gefühl – und öffnen Sie dann sanft wieder die Augen.
Für Ihr inneres Zuhause – weiterführende Empfehlung
Für eine traumasensible und ressourcenorientierte Begleitung empfiehlt sich die Lektüre von Louise Reddemann, insbesondere ihre Arbeit zum sicheren inneren Ort und zur Förderung von Resilienz. Ihre Ansätze laden dazu ein, innere Schutzräume zu erkunden, ohne sich zu verschließen – und Verletzlichkeit als Kraftquelle zu verstehen.
„Die Wahrheit ist, dass Fallen weh tut. Die Herausforderung besteht darin, mutig zu bleiben und sich wieder aufzurichten.“
– Brené Brown
Fühlen ist ein mutiger Akt. Offen zu bleiben – trotz Widerständen – ist ein Schlüssel für Heilung, Beziehung und innere Freiheit.
Wenn Sie Unterstützung suchen oder Fragen haben, begleite ich Sie gern – in meiner Praxis für EMDR, wingwave und Hypnose in Hamburg-Harvestehude.