Ihren sicheren Ort entdecken und stärken

Der "sichere Ort" - Übung nach Louise Reddemann - Bild zeigt den Butterfly
Der "sichere Ort" - Übung nach Louise Reddemann

Wenn wir schwierige Erfahrungen machen – ob akute Krisen, alte Verletzungen oder langanhaltender Stress – verlieren wir oft das Gefühl von innerer Sicherheit.

Es fällt schwer, zu spüren, was uns trägt. In diesen Momenten hilft es, sich bewusst einen inneren Ort zu erschaffen, der Ruhe schenkt, schützt und stabilisiert.

 

 

Die Traumatherapeutin Dr. Louise Reddemann nennt diesen Ort einen „sicheren inneren Ort“ – einen psychischen Rückzugsraum, den wir jederzeit aufsuchen können.

 

Und genau darum soll es in diesem Artikel gehen: Wie Sie diesen Ort in sich finden, gestalten und nutzen können. Nicht als Flucht – sondern als liebevolle Einladung, sich selbst mit neuer Kraft und Mitgefühl zu begegnen.

Was ist der sichere Ort?

Der sichere Ort ist eine innere Vorstellung, die emotional wirksam ist. Ein Ort, der Schutz und Ruhe ausstrahlt. Er ist nicht real im Außen – und doch fühlbar im Inneren.

 

Louise Reddemann nutzt dieses Bild in der Psychodynamisch Imaginativen Traumatherapie (PITT), um Menschen zu helfen, sich selbst besser zu regulieren. Besonders in Momenten, in denen belastende Gefühle überhandnehmen oder innere Anspannung zu groß wird.

 

Der sichere Ort ist Ihr ganz eigener Raum:
Ein Raum, in dem Sie sich selbst stabilisieren können – mit allem, was Sie gerade brauchen: Wärme, Licht, Geborgenheit, Klarheit, Frieden. Ganz so, wie es für Sie stimmig ist.

 

Warum dieser "sichere Ort" so heilsam ist

Wenn wir innerlich überfordert sind, gerät unser Nervensystem in Alarmbereitschaft. Das ist ein natürlicher Schutzmechanismus – aber er kostet Kraft. Der sichere Ort hilft, diesen Zustand zu beruhigen und wieder in Kontakt mit dem Hier und Jetzt zu kommen.

 

Er ermöglicht:

  • Eine Abgrenzung zu belastenden Bildern oder Gedanken

  • Eine bewusste Rückverbindung zu dem, was in uns Kraft gibt

  • Eine stärkende Selbstregulation, auch in schwierigen Momenten

 

Der "Sichere Ort"  ist kein Allheilmittel – aber oft ein erster, heilsamer Schritt.

 

Wie Sie Ihren sicheren Ort gestalten – mit allen Sinnen

Wichtig ist: Der sichere Ort darf sich lebendig und echt anfühlen. Je stärker er mit Ihren Sinnen verknüpft ist, desto wirksamer wird er sein. Nehmen Sie sich Zeit, ihn ganz in Ruhe zu gestalten.

 

Fragen, die helfen können:

  • Was sehen Sie dort? Vielleicht sanftes Licht, Farben, Natur, eine Landschaft, ein geschützter Raum?

  • Was hören Sie? Vogelgezwitscher, leises Meeresrauschen, Musik, Stille?

  • Was spüren Sie? Wärme auf der Haut, eine weiche Unterlage,Sonnenschein?

  • Was riechen oder schmecken Sie? Frischer Waldduft, Ihr Lieblingstee?

 

Sie entscheiden, wie Ihr Ort aussieht. Es muss nichts Großes sein – oft ist es etwas ganz Einfaches, das sich tief richtig anfühlt.

 

Übung: Ihren sicheren Ort entdecken

Diese Übung ist eine Einladung – kein Muss. Sie dürfen sie ganz in Ihrem Tempo machen.

 

Vorbereitung:

 

Suchen Sie sich einen ruhigen Moment. Schließen Sie die Augen und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren Atem. Atmen Sie einige Male tief in den Bauch. Spüren Sie: Sie sind da. Jetzt.

 

1. Den Ort entstehen lassen

 

Lassen Sie in Ihrer Vorstellung einen Ort entstehen, an dem Sie sich vollständig sicher und geborgen fühlen. Vielleicht kennen Sie ihn aus der Erinnerung – vielleicht entsteht er jetzt ganz neu.

 

2. Die Sinne einladen

 

Stellen Sie sich vor, wie dieser Ort aussieht, klingt, riecht, schmeckt. Was spüren Sie dort? Lassen Sie jedes Detail entstehen – so, wie es für Sie stimmig ist.

 

3. Innere Ressourcen integrieren

 

Erinnern Sie sich an eine Stärke oder Fähigkeit, die Ihnen schon einmal geholfen hat. Vielleicht ist es Ihre Geduld, Ihre Klugheit, innere Weisheit, Ihre Hoffnung. Oder auch eine Erinnerung, eine Geste oder eine Eigenschaft, die Ihnen schon einmal geholfen hat.  Stellen Sie sich vor, diese Ressource wird an Ihrem sicheren Ort sichtbar oder spürbar – vielleicht in Form von Licht oder einfach als kraftvolle Energie.

 

4. Verweilen und verankern

 

Bleiben Sie einige Minuten an diesem Ort. Spüren Sie, wie Ruhe in Ihren Körper kommt. Vertrauen. Vielleicht auch ein leises „Ich bin sicher“ in Ihnen. Wenn Sie mögen, geben Sie diesem Ort einen Namen, eine Farbe oder ein Symbol. So können Sie Ihren sicheren Ort im Alltag leichter abrufen.

 

Wie der sichere Ort Sie im Alltag begleitet

e öfter Sie diesen Ort aufsuchen – ob innerlich oder in einer kurzen Pause –, desto mehr wird er zu einem Teil Ihrer emotionalen Realität.

 

Der sichere Ort kann Ihnen helfen:

  • In stressigen Momenten wieder Boden unter den Füßen zu spüren

  • Sich selbst mit Mitgefühl statt mit Druck zu begegnen

  • Eine bewusste Distanz zu Belastendem zu schaffen

  • Wieder Vertrauen in Ihre innere Kraft zu entwickeln

 

Er ist kein Rückzugsort aus dem Leben – sondern ein Raum, aus dem Sie gestärkt ins Leben zurückkehren können.

 

Vom Funktionieren ins Leben: Ein Weg, der möglich ist

Viele Menschen funktionieren – Tag für Tag – ohne sich wirklich sicher zu fühlen. Vielleicht kennen auch Sie dieses Gefühl von innerer Unruhe oder Daueranspannung. Doch es gibt Wege heraus. Wege, die nicht laut sind, sondern leise.

Der sichere Ort ist einer davon. Ein erster Schritt vom Überleben ins Leben.

Sie müssen diesen Weg nicht perfekt gehen. Nur beginnen. Immer wieder. In Ihrem Tempo.

 

Und wenn Sie mögen, begleite ich Sie dabei.